In der 4. Runde der GRENKE Chess Classic eroberte Arkadij Naiditsch gegen Daniel Fridman gleich zwei Bauern, doch in in einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern reichte der Vorteil nicht zum Sieg. Remis endete auch die Partie zwischen Georg Meier und David Baramidze. Zu seinem ersten Sieg im Turnier kam Liviu-Dieter Nisipeanu gegen Dennis Wagner, während Matthias Bluebaum Philipp Schlosser in die Schranken wies und zur Spitze aufschloss.
GM | Meier Georg | ½ - ½ | GM | Baramidze David |
GM | Nisipeanu Liviu-Dieter | 1 - 0 | IM | Wagner Dennis |
IM | Bluebaum Matthias | 1 - 0 | GM | Schlosser Philipp |
GM | Naiditsch Arkadij | ½ - ½ | GM | Fridman Daniel |
Arkadij Naiditsch und Daniel Fridman standen vor der 4. Runde gemeinsam an der Tabellenspitze, auch wenn durch die bessere Zweitwertung für den Ersten voneinander getrennt. Fridman wählte mit Schwarz ganz solide und gemäß seinem Stil die Russische Verteidigung.
Naditsch und Fridman kurz nach Beginn ihrer Partie | Foto: Siegfried Haußmann
Was zuerst bei heterogenen Rochaden nach einer möglichen Angriffspartie aussah, entwickelte sich schnell zu einem Endspiel mit besseren Chancen für Weiß. Fridman opferte gleich zwei Bauern, um ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern zu forcieren:
Naiditsch-Fridman nach 40.Le3:
Diese Stellung scheint einfach remis zu sein, wie mir auch Fridman nach der Partie "bestätigte", da Weiß keinen entscheidenden Freibauern schaffen kann. Naiditsch probierte noch 41.c5, doch das änderte nichts an der Stellungseinschätzung, wie ihr beim Nachspielen der Partie erkennen könnt.
Nisipeanu mit erstem Sieg
Liviu-Dieter Nisipeanu kam gegen Dennis Wagner zu seinem ersten Sieg im Turnier und erhöhte seine Chancen auf einen der ersten beiden Plätze, der zur Teilnahme am GRENKE Chess Classic 2015 berechtigt. Wagner bot die supersolide Berliner Verteidigung der Spanischen Partie an, doch Nisipeanu antwortete flugs mit 5.d3 und machte klar, dass er die Dame und weitere Figuren lieber auf dem Brett belassen möchte.
Liviu notiert, Dennis versucht zu erhaschen was | Foto: Siegfried Haußmann
Mit dem Eröffnungsverlauf konnte der 17-jährige Deutsche zufrieden sein. Aus einer soliden Stellung erhielt er dynamische Chancen am Königsflügel, agierte aber zu behutsam und ließ zu, dass seine strukturellen Schwächen zum Tragen kommen. Spätestens nach dem Übergang in ein Endspiel mit Turm und Springer gegen Turm und Läufer war klar, dass Schwarz wegen seiner schlechteren Bauernstruktur leiden werden muss. Nach dem 31. Zug vergrößerte sich der weiße Vorteil enorm:
Nisipeanu-Wagner nach 31.c4:
Auf c4 kann Schwarz kaum nehmen, da seine Struktur am Damenflügel völlig ruiniert wäre, also spielte er 31...a5, aber nach 32.c5 Lf8 33.Te6 ging bald ein Bauer verloren. Wie Nisipeanu den Vorteil verwertete, erfahrt ihr durch das Nachspielen der Partie.
Bluebaum mit zweitem Streich
Matthias Bluebaum ist nach jetzigem Stand ein ernsthafter Kandidat auf einen der ersten beiden Plätze. Nach seinem Sieg gegen Arkadij Naiditsch in der 2. Runde besiegte er mit Philipp Schlosser den zweiten Großmeister und schloss zu den Führenden in der Tabelle auf. In einer Hauptvariante der Damenindischen Verteidigung zeigte sich der 17-jährige "Prinz" gut präpariert und erspielte sich im Mittelspiel die bessere Stellung. Er besaß die flexiblere Bauernstruktur und die Kontrolle über die einzige offene Linie. Der Vorteil hielt sich aber in Grenzen, bis Schlosser die folgenden Fehler beging:
Bluebaum-Schlosser nach 35.e4
Hier konnte Schwarz mit 35...Dc6 die Wirkung der weißen Dame begrenzen und die Chancen auf eine erfolgreiche Verteidigung erhöhen. Stattdessen zog er 35...De7 und nach 36.Se3 (es droht 37.Sf5+ mit Damengewinn) folgte 36...Ld7. Bluebaum nutzte die Gunst der Stunde und drang mit seiner Dame auf c7 ein. Das war die Vorentscheidung. Wie der 17-jährige die Partie letzendlich entschied, erfahrt ihr unter diesem Link.
Während Bluebaum (links) oben mitspielt, geht es für Schlosser nur noch um Schadensbegrenzung | Foto: Siegfried Haußmann
Meier und Baramidze mit einem Remis der besseren Sorte
Die Nationalspieler Meier und Baramidze lieferten sich ein sehr interessantes Duell. Ausgangs der Eröffnung opferte Meier in der folgenden Stellung eine Qualität:
Meier-Baramidze nach 11...Sc4
Zwei Züge zuvor hatte er einen neuen Zug gespielt und es ist unklar, ob das Qualitätsopfer noch zu seiner Vorbereitung gehörte. Auf jeden Fall erhielt er dank der besseren Struktur und schöner Felder im Zentrum für seine Leichtfiguren gute Kompensation. Baramidze gab später die Qualität zurück, um die weiße Initiative einzudämmen. Es entstand ein ausgelichenes Endspiel mit Dame plus Läufer gegen Dame plus Springer, das folgerichtig remis endete.
Meier und Baramidze noch mit Chancen auf einen der ersten beiden Plätze | Foto: Siegfried Haußmann
GRENKE Chess Classic 2014 - Stand nach der 4. Runde
Rg. | Name | Elo | FED | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | Pkt. | Wtg1 | |
1 | IM | Bluebaum Matthias | 2521 | GER | * | 1 | ½ | 0 | 1 | 2.5 | 2 | |||
GM | Naiditsch Arkadij | 2715 | GER | 0 | * | ½ | 1 | 1 | 2.5 | 2 | ||||
3 | GM | Fridman Daniel | 2633 | GER | ½ | ½ | * | 1 | ½ | 2.5 | 1 | |||
4 | GM | Baramidze David | 2599 | GER | 0 | * | ½ | 1 | ½ | 2.0 | 1 | |||
GM | Nisipeanu Liviu-Dieter | 2672 | GER | 0 | ½ | * | 1 | ½ | 2.0 | 1 | ||||
GM | Meier Georg | 2652 | GER | 1 | 0 | ½ | * | ½ | 2.0 | 1 | ||||
7 | IM | Wagner Dennis | 2499 | GER | 0 | 0 | ½ | * | 1 | 1.5 | 1 | |||
8 | GM | Schlosser Philipp | 2582 | GER | 0 | ½ | ½ | 0 | * | 1.0 | 0 |
In der 5. Runde, die wir am Donnerstag ab 14 Uhr mit Livekommentar von GM Klaus Bischoff übertragen, kommt es zu den folgenden Paarungen:
5. Runde am 10.09.2014 um 14:00 | ||||||
Elo | Name | Ergebnis | Name | Elo | ||
2633 | GM | Fridman Daniel | GM | Meier Georg | 2652 | |
2582 | GM | Schlosser Philipp | GM | Naiditsch Arkadij | 2715 | |
2499 | IM | Wagner Dennis | IM | Bluebaum Matthias | 2521 | |
2599 | GM | Baramidze David | GM | Nisipeanu Liviu-Dieter | 2672 |